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Wieskirche – welch trefflicher Name für ein Gotteshaus, das als Juwel des Rokoko gepriesen und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Mehr als eine Million Menschen lassen sich Jahr für Jahr faszinieren von diesem eindrucksvollen Ort der Andacht und der Besinnung. Nicht zu verwechseln ist die Wieskirche mit dem namensgleichen Gotteshaus in Freising. Wer den Wallfahrtsort im bayerischen „Pfaffenwinkel“ besuchen möchte, der muss sich in den Ortsteil Wies zur Gemeinde Steingaden begeben.
Der Schriftsteller Peter Dörfler, der sich sein Leben lang dagegen verwahrte, als „Heimatdichter“ abqualifiziert zu werden und der in Steingaden im Jahre 1903 zum Priester geweiht wurde, ließ sich faszinieren vom Glanz und von der Idylle der Wieskirche. „Sie ist ein Stück Himmel auf dieser leidvollen Erde“, fasste er seine Eindrücke in Worte. Die Wallfahrtskirche ist ein Kleinod der barocken Baukunst des 18. Jahrhunderts und bereits seit dieser Zeit ein Ort der Verehrung des Gegeißelten Heilands. Am 14. Juni 1738 verharrte die tiefgläubige Bäuerin Maria Lory vor der Statue und bemerkte in den Augen des Heilands Tropfen, die sie als die Tränen des Jesu deutete. Das sogenannte „Tränenwunder“ von der Wies‘ sprach sich allmählich in Europa herum und begründete den Ruf als Wallfahrtskirche.
Dem Abt Hyazinth Gaßner war es im Jahr 1745 zuzuschreiben, dass die Wieskirche in Steingaden mit der Unterstützung des Konvents des Prämonstratenklosters geplant wurde. Doch die Weihe der Kirche erlebte er 1754 nicht mehr. Gestalt und Würde verdankt das Gotteshaus in Steingaden dem Baumeister Dominikus Zimmermann aus Wessobrunn-Landsberg und dessen Bruder Johann Baptist, der sich als Hofmaler in München einen Namen gemacht hatte.
Über einen langen Zeitraum der Geschichte wurde es ruhig um die Wallfahrtskirche auf der Wies‘. Das änderte sich spätestens im Jahr 1983 mit der Neubelebung der Gebetsgemeinschaft „Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland“. Bereits wenige Monate später wurde die Wieskirche aufgenommen in die Liste der Weltkulturgüter der UNESCO. In sechsjähriger Sanierung erhielt die Kirche das heutige Gesicht. Sie wurde für 10,6 Millionen Mark gründlich restauriert und dient mittlerweile nicht nur als Stätte des stillen Gebets und der Gottesverehrung sondern auch als Veranstaltungsraum überregional beachteter Kirchenkonzerte.
Am 1. Mai eines jeden Jahres steht die Wieskirche im Mittelpunkt der traditionellen Eröffnung der Wallfahrt. Es folgt am 14. Juni – oder am darauffolgenden Sonntag – das Fest der Tränen Christi als stete Erinnerung an das sogenannte „Tränenwunder“ und damit an die Entstehungsgeschichte dieser Wallfahrt. Zu den weiteren festlichen Höhepunkten zählen das Fest der Schutzengel am ersten Sonntag im September sowie die Kar- und Oster-Liturgie. Die Bruderschaft zum „Gegeißelten Heiland auf der Wies“, rekrutiert sich aus 350 Priester und Laien, die sich als Schutzpatron des Kirche verstehen.
Besucher der Wies‘ lassen sich faszinieren von der abgeflachten Kuppeldecke mit ihrem reichen Fresco und vom eindrucksvollen Altarbild, das dem Münchner Balthasar Augustin Albrecht zugeschrieben wird. Die Schleifladenorgel geht auf ein Werk von Johan Georg Hörterich zurück und wurde in jüngerer Zeit wiederholt modernisiert. Das heutige Instrument verfügt über 42 Register auf drei Manualen. Angeboten werden regelmäßig Kirchenführungen für Gruppen zu vier verschiedenen Tageszeiten.
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