Der Kölner Karneval

Alter Markt, Cologne, Germany

Kölle Alaaf!

Das größte jährlich wiederkehrende Fest in der Domstadt ist der Kölner Karneval.
Das Brauchtumsfest ist in der ganzen Welt bekannt und lockt viele Besucher an den Rhein. Der Karneval beginnt mit viel “Kölle Alaaf”, jeder Menge Kölsch (Bier), vielen “Bützchen”, (Küsschen), ausgelassenem Tanz und Gesang immer am 11.11. um 11:11 Uhr auf dem “Alter Markt” in der Altstadt. Hunderttausende kostümierte “Jecken” (Narren) nehmen an dem Ereignis teil.
Touristen sind herzlich willkommen
Touristen werden von den Einheimischen sofort integriert. Die Seele der Rheinländer steht Fremden gegenüber eigentlich immer weit offen und ist von großer Herzlichkeit. Das gilt besonders beim ausgelassenen Treiben im Straßenkarneval. Hier gilt das weltumarmende Motto: “Drink doch ene met!” (Trink doch einen mit).

der Kölner Karneval ist kein Fasching!

Doch kein Fremder sollte den Fehler begehen, den Kölner Karneval im Beisein von Einheimischen “Fasching” zu nennen. Noch schlimmer wäre, wenn jemand statt “Alaaf” ein herzhaftes “Helau!” ruft. Dann muss man mit einer ordentlichen Bierdusche rechnen. Vollkommen verspielt hat, wer in einer Altstadtkneipe den “Köbes” (Kellner) nach “Alt-Bier” fragt. Das kann Lokalverbot zur Folge haben. Kölner trinkt diese angeblich “fiese Düsseldorfer Plörre” nicht. (Da gibt es eine leidenschaftlich ausgetragene Städterivalität zwischen den beiden benachbarten Karnevalshochburgen.)

Vom Straßenkarneval zum Sitzungskarneval…

Nach der Eröffnung am 11. November findet der Kölner Karneval in den folgenden Monaten ausschließlich in Hallen statt. Maskenbälle heißen in Köln “Sitzungen”. Für den Sitzungskarneval sind die Eintrittskarten schnell vergriffen, obwohl es unendlich viele Sitzungen gibt: “Mädchensitzungen”, “Herrenschoppen-Sitzungen”, “Blaue- und Rote-Funken Sitzungen”, “Gala-Sitzungen”, “Festsitzungen”, “Stunksitzungen”, “Prunksitzungen der unterschiedlichen Korps und Gilden” und als größte Sitzung: “Die lachende Kölnarena.” Die Sitzungen finden nicht nur Abend für Abend in den traditionsreichen Karnevalshochburgen wie Gürzenich, Kristallsaal, Flora, Wolkenburg, Satory oder Arena statt, sondern auch in vielen großen Hotelhallen. Fast überall schaut das “Dreigestirn” vorbei und sorgt für Stimmung. Es besteht aus 3 Männern, die als Prinz, Bauer und Jungfrau auftreten und die Säle zum Kochen bringen.

…vom Sitzungskarneval zurück zum Straßenkarneval

Am Aschermittwoch ist dann alles vorbei. Doch kurz vor Schluss der närrischen Zeit, auch fünfte Jahreszeit genannt, kommt es zum närrischen Endspurt und absolutem Höhepunkt. Jetzt zieht es die Jecken noch mal raus auf die Straßen und Plätze. Aber wie! Der Startschuss findet wieder auf dem Alter Markt statt. Hier liegen sich am Donnerstag (Weiberfastnacht) Hundertausende Clowns und Supermänner, Eisbären, Hexen, Feen, Zwerge, Skelette und unglaublich fantasiereiche weitere Gestalten in den Armen und Tanzen und Lachen bei jedem Wetter. Viele davon finden bis zum Aschermittwoch nicht mehr nach Haus. Fast alle Betriebe, Unternehmen und Ämter sind 6 Tage geschlossen – aber sämtliche Lokale dafür Rund nun um die Uhr geöffnet. Überall schmettern Karnevalslieder von Bühnen herunter, aus offene Kneipentüren heraus und durch viele Wohnungsfenster. Eine Stadt tanzt, singt und schunkelt.

Dr Zoch kütt!

In den folgenden Tagen trifft man fast ausschließlich auf maskierte Einheimische – und wenn es nur eine rote Nase und ein närrisches Hütchen auf dem eigene Kopf und dem Kopf des Hündchens beim Gassigehen ist. In vielen Stadteilen finden “Schull- un Veedelszöch” (Schul- und Stadtteilumzüge der Vereine) statt. Am Zugweg stehe tausende Menschen erwartungsfroh und wenn der Ruf erschallt: “Dr Zoch kütt!” (Der Zug kommt!) freuen sich alle, weil ein Regen aus “Kamelle und Strüßje” (Süßigkeiten und kleine Blumensträuße) auf sie niederprasselt. Am Rosenmontag ist dann richtig Land unter in Köln. Millionen Menschen aus nah und fern säumen den ca. 8 Kilometer langen Weg des Rosenmontagzug. Den Individualverkehr kann man an diesem Tag komplett vergessen. Niemand wird am Rosenmontag sein Hotel mit dem Auto erreichen oder verlassen können. Natürlich sind alle Zufahrtstraßen gesperrt und auch der öffentliche Verkehr ist dem Ansturm nicht gewachsen. Züge sind überfüllt, U-Bahnen stellen teilweise den Betrieb ein. Für Taxen könnte es die beste Zeit des Jahres sein – doch sie kommen nicht voran.

An- und Abreise gut planen

Gäste der Stadt sollten deshalb ihre Anreise zum Kölner Karneval gut und rechtzeitig planen. Am besten ist es, wenn man schon ein paar Tage vorher in Köln eintrifft. Für die Abreise eignet sich frühestens der Karnevalsdienstag, vielleicht im Anschluss an ein “Katerfrühstück” im Hotel. Das Hotel sollte schon frühzeitig im Vorjahr gebucht werden. Der Karnevalsbesucher muss sich damit anfreunden, an den “tollen Tagen” einen spürbaren Karnevalszuschlag für sein Hotelzimmer zu bezahlen. Dafür kann er sich auf erlebnisreiche Tage in Köln freuen.

Zum Ausklang muss der Nubbel büßen

Wer sich noch bis Aschermittwoch in Köln aufhält, kann Zeuge eines sehr praktischen Karnevalsbrauch werden. An vielen Traditionsgaststätten und Brauhäusern hängt ab Weiberfastnacht eine Strohfigur in Männerkleidung an der Hausfassade über dem Eingang. Das ist der Nubbel. Er und kein anderer ist an allen Karnevals-Eskapaden der Kneipenbesucher schuld. Warum? Keiner weiß es. Es ist einfach so. Nun muss der arme Strohmann stellvertretend für alle büßen. Dafür wird er in der Nacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch von der Fassade geholt und in einem “Trauerzug” unter theatralischem Geschluchze der Karnevalsjecken zu einem geeigneten Platz gebracht und dort feierlich abgefackelt. Viele weinen dabei echte Tränen, denn nun sind die tollsten Tage des Jahres leider wieder vorbei. Alle gehen aber auch irgendwie erleichtert nach Hause. Schließlich können sie nun über die eigene “Sünden” hinweg sehen und erklären: „Dat wor dä Nubbel!“

Bilder von CCH Photography, Marco Verch, Tim Bartel und Martin Terber über Flickr mit CC BY 2.0 Lizenz

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